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GLA:D Schweiz: Mit Bewegung gegen Arthrose
19.06.2025

KI in der Medizin: Operiert mich bald ein Roboter?

Ob im Operationssaal oder für die automatische Aufzeichnung der Sprechstunde: Künstliche Intelligenz ist in der Medizin angekommen. Orthopäde Dr. Eric Reiss erklärt im Interview, welche Rolle KI in seinem Fachgebiet spielt, wo ihre Chancen liegen – und wo ihre Grenzen. Auch geht er ein auf Themen wie Datenschutz und Patientenkommunikation, die im Rahmen der neuesten Entwicklungen eine wichtige Rolle spielen.

1. KI ist heutzutage in aller Munde. Was müssen wir uns vorstellen, wenn jemand von KI in der Medizin spricht?

Dr. Reiss: Wenn jemand von KI in der Medizin spricht, kann man sich vorstellen, dass künstliche Intelligenz-Technologien eingesetzt werden, um medizinische Prozesse zu unterstützen oder zu verbessern. Das kann zum Beispiel die Analyse grosser Datenmengen von Patientendaten, die Unterstützung bei Diagnosen, die Entwicklung personalisierter Behandlungspläne oder die Automatisierung von Verwaltungsaufgaben umfassen. Ziel ist es, die medizinische Versorgung effizienter, genauer und individueller zu gestalten.

2. Welche Rolle spielt KI aktuell in Ihrem Fachgebiet, der Orthopädie?


Dr. Reiss: Künstliche Intelligenz (KI) wird in der Orthopädie mittlerweile in verschiedenen Bereichen eingesetzt, obwohl sie noch nicht in allen Operationen standardmässig implementiert ist. KI ist vor allem in der präoperativen Planung, Bildanalyse und bei robotischen Assistenzsystemen etabliert und zunehmend in intra- und postoperativen Anwendungen integriert.

Hier sind einige Beispiele, bei denen KI bereits Anwendung findet:

Präoperative Planung und Bildanalyse

KI-Algorithmen unterstützen bei der Analyse von Röntgen-, CT- und MRT-Bildern, um präzisere Diagnosen zu stellen und die Planung von Eingriffen zu verbessern. Besonders bei Knie- und Hüft-TEPs (Totalendoprothesen) wird KI genutzt, um einen optimalen Implantat-Blickwinkel zu bestimmen.

Robotische Assistenz bei Operationen

Obwohl technisch gesehen keine KI im klassischen Sinne, kommen robotische Systeme wie der MAKO-Roboter bei Knie- und Hüft-TEPs zum Einsatz und nutzen KI-gestützte Planung, um präzise Eingriffe zu ermöglichen.

Intraoperative Unterstützung

KI-Systeme helfen Chirurgen bei der Navigation, Erkennung und Orientierung während der Operation, beispielsweise bei der Achsenbestimmung bei Knie- oder Wirbelsäulenoperationen.

Postoperative Überwachung und Prognose

KI-Modelle werden genutzt, um Heilungsverläufe vorherzusagen oder Komplikationen frühzeitig zu erkennen, etwa bei der Überwachung nach Gelenkersatzoperationen.

3. Wo und wie setzen Sie KI in Ihrem Berufsalltag ein?

Dr. Reiss: Wir verwenden eine intraoperative Unterstützung zur Navigation bei Knie-Totalprothesen-Eingriffen im Sinne einer Augmented Reality. Dieses Tool wurde bereits bei mehr als zehntausend Patienten eingesetzt und ermöglicht die akkurate Ausrichtung der Achsen, Rotationen und Neigungen. Im Rahmen der Implantation arbeitet es mit einer Genauigkeit von über 92%. Die Kontrolle bleibt dennoch beim Operateur via Headset und parallel laufender Datenerfassung und Kontrolle auf einem Rechner. Dies erlaubt dem gesamten OP Team eine zusätzliche Kontrolle/Absicherung.

Bereits heute ersetzt dieses Vorgehen aufwendige Voruntersuchungen wie das kostenintensive MRT sowie die Herstellung patientenspezifischer Guides und erhöht damit die Effizienz sowohl für den Patienten als auch für den Operateur.

4. Hat die KI Ihren Alltag bis heute stark verändert?

Dr. Reiss: Ja, in der Tat erfahren wir die Anwendung in unserer Praxis als eine sehr gute Unterstützung. Auch in der Kommunikation mit den Patienten sehen wir, dass das Verständnis für die Operation und die notwendigen begleitenden Massnahmen zunimmt. Weiterhin wird die Dokumentation verbessert und erleichtert.

5. Wird sich Ihr Alltag wegen KI in Zukunft verändern?

Dr. Reiss: Davon gehen wir aus. Wir sind offen für die Entwicklungen, sehen manchmal aber auch Probleme durch das hohe Tempo der Innovationen. Hier gilt es, die bestehenden Prozesse und die Neuerungen bereits im Vorfeld gut und bis zu Ende zu denken.

6. Der Einsatz von KI geht oft mit ethischen und datenschutzrechtlichen Bedenken einher. Wie schätzen Sie diese Problematik ein?

Dr. Reiss: In Zeiten von Social Media keine einfache Frage. Nach meiner Auffassung sind medizinische Daten auch in Zukunft ein schützenswertes Gut. Wer bekommt welchen Zugriff, wer darf welche Daten wofür auswerten und wann? Dieses Gut in Einklang zu bringen mit dem hohen Tempo der Innovationen wird sehr viel Weitsicht benötigen.

7. Werden wir bald nicht mehr von einem Arzt, sondern von einem Roboter operiert?

Dr. Reiss: Ich kann hier nur für mein Fach sprechen, aber ich denke, dass wir noch nicht so weit sind. Aktuell braucht es, um beim Beispiel der Knieprothetik zu bleiben, den Behandler, der die Anamnese, Klinik, soziale und berufliche Bedürfnisse, Bildgebung, Beinachsen, Weichteile, Bandspannungen, Nachbargelenke, Komorbiditäten, zu verwendende Implatattypen und vieles mehr unter einen Hut bringen muss, um im Sinne des Patienten vorgehen zu können.

Über Dr. med Eric Reiss

«Never stand still» – Das ist das Leitbild von Dr. Reiss. Als Facharzt für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates ist er seit 19 Jahren Partner in der Orthopraxis PhysioReha Mitteland. Dr. Reiss verfügt über eine Weiterbildung in Sportmedizin sowie einen Abschluss als Gesundheitsökonom und betreut zusammen mit seinen Praxiskollegen seit 20 Jahren erfolgreich den EHC Olten.

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